Allgemeines zum Nibelungenlied
Das Nibelungenlied ist ein mittelalterliches Heldenepos, welches uns in 11 vollständigen und 24 fragmentarischen Handschriften überliefert ist. Die wichtigsten Handschriften tragen die Bezeichnungen A, B, C, wobei heute die Handschrift C, welche sich heute in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe befindet, vom Großteil der Forschung als die älteste angesehen wird. Die ältesten Handschriften stammen aus dem zweiten Viertel des 13. Jh.. Die Hundeshagensche Handschrift aus dem 15.Jh. besitzt als einzige der mittelalterlichen Handschriften Illustrationen.
Entstehungsgeschichtlich wären auch das Wolfdietrich-Epos 13. Jh. sowie das französische Floovant -Epos 12./13. Jh. und das italienische Fioravante-Epos 13. Jh. noch zur Nibelungensage zu zählen.
Als 1230 nach dem Tod seiner Brüder und seines Vaters, Leopolds VI., Friedrich II. Herzog von Österreich wurde, brachen schwere Zeiten für das Herzogtum an, denn Friedrich, der auch der Streitbare genannt wurde, versuchte seinen Besitz durch Kriege gegen Bayern, Böhmen und Ungarn zu vergrößern. Da die Unternehmungen in Misserfolgen endeten, erhöhte Friedrich die Abgaben, so dass das Volk auch darunter zu leiden hatte. Aber auch andere Missetaten beging Friedrich. So brach er in das Hochzeitsgemach seiner Schwester Constanze ein und zwang sie, auf die vereinbarte Mitgift zu verzichten. Die schöne Wienerin Brünhild, welche Friedrich verschmähte, zwang er auf ein Fest und vergewaltigte sie. 1241 fielen die Mongolen, ein Reitervolk wie die Hunnen, in Ungarn ein. Friedrich unterstützte den ungarischen König Bela IV. im Kampf. Als Bela IV. jedoch zu Friedrich floh, erpresste Friedrich von Bela eine große Summe. Als die Mongolen sich aufgrund des Todes des Großkhans Ügedei zurückzogen, fiel Friedrich auch noch in Ungarn ein. 1246 sammelte daher Bela ein Heer und griff Österreich an, um Rache zu nehmen. Am 15. Juni siegten die Österreicher zwar in der Schlacht an der Leitha, aber der kinderlose Friedrich fand dabei den Tod. Hiernach hörte das Herzogtum der Babenberger auf zu existieren. Dies war eine Katastrophe für all die Künstler und Dichter, die sich mit einem Schlag ihres Lebensunterhaltes beraubt sahen. Vorbei waren auch die Feste und hohe Zeiten. Die Datierung um 1246 würde auch erklären, weshalb die ältesten Handschriften aus dem zweiten Viertel des 13. Jh. stammen.
Deutung:
Die Deutung des Nibelungenliedes ist umstritten und vielfältig. Teilweise wird vermutet, dass der Dichter keine Aussage mit seinem Werk treffen wollte, sondern lediglich den alten Sagenstoff aufzeichnete. Geht man jedoch davon aus, dass die Entstehung mit dem Untergang der Babenberger in Verbindung steht, so will der Dichter des Nibelungenliedes wohl aufzeigen, wohin eine katastrophale Regierungspolitik und ein System der blinden Treue zu den Herrschenden führen. Die Motive der handelnden Personen sind Rache, Geldgier, gekränkte Eitelkeit und übersteigertes Geltungsbedürfnis, denen sie rücksichtslos alles andere unterordnen und wenn nötig auch opfern. Wenn aber die Großen eines Landes ihre eigenen Eitelkeiten und Befindlichkeiten, ihre eigene Macht - und Geldgier über das Wohl eines Landes und Volkes setzen und anstatt weise zum Wohle aller zu regieren, selbst vor den größten Verbrechen nicht zurück schrecken und ohne jede Moral, alle hehren Werte verraten und ihre Macht missbrauchen, dann werden sie bei einem Herrschaftssystem, dass dies begünstigt, ihr Volk und ihr ganzes Land in einen Strudel ziehen, an dessen Ende alle Freud zu Leid wird. Damit aber ist das Nibelungenlied auch ein ewig aktuelles Werk.
Die Ironie des Schicksals wollte es, dass unter Berufung auf die Nibelungentreue in Stalingrad die deutschen Soldaten für ihren Führer bis zum letzten Mann kämpfen sollten. Man hatte die Warnung des Dichters nicht verstanden.
Harald Reinls Verfilmung unter Produzent Artur Brauner, welche sich eng an das Original anlehnt, ist meiner Ansicht nach die beste der Nibelungenverfilmungen.
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