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Worms-Verlag

Walthari - LiteraturZeitschrift

Wormser Zeitung

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So umfangreich wie Mario Bauch, Mitglied der Wormser Nibelungenliedgesellschaft, die Nibelungen im gesamten Kontext der germanischen Sagen (Nibelungenlied, Thidreksaga, Dietrichepen, Waltharius, Kudrunepos, Beowulfepos und Edda) untersucht war das zuvor noch nirgends geschehen. Er bezieht sich dabei nicht nur auf die deutsche, sondern auch die englische und skandinavische Literatur und benennt zudem die wichtigsten historischen Ereignisse, die zur Bildung der einzelnen Sagen geführt haben und welche historischen Persönlichkeiten sich in den Sagen widerspiegeln. In dieser großangelegten Forschungsarbeit wurden größtenteils Originalquellen verwendet, so dass eine Verfälschung durch spätere Sekundärliteratur so gut wie ausgeschlossen ist. Umfangreiche Quellenangaben lassen jeden Schritt und jede Schlussfolgerung genau nachvollziehen. Wichtige Quellen, wie Briefe oder Panegyriken, die bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt wurden, sind erstmals im Deutschen wiedergegeben. Somit ist das Buch sowohl für Historiker wie Germanisten interessant. Es ist eine Mischung aus einem historischen und einem literaturwissenschaftlichem Werk. Gegliedert ist es in drei Teile, wobei sich der erste Teil vor allem mit der fränkischen Sage, der zweite mit der burgundischen und der dritte mit der ostgotischen befasst.


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Walthari - LiteraturZeitschrift

Nicht nur die Archäologie, auch die Bau-, Kunst- und andere Wissenschaften sind weit besser dran als die Geistes- und Sozialwissenschaften: Wenn ein Archäologe bei einem Fundstück nicht ganz sicher ist, aus welcher Zeit es stammt, überläßt er es einer naturwissenschaftlichen Bestimmungsmethode. Über eine vergleichbare Hilfe verfügen Literaturwissenschaftler nicht, wenn sie sich in der verwirrenden Sagenwelt einen endgültigen Durchblick verschaffen wollen. Sagen sind gewachsene Mythen, an denen viele mitgewirkt haben. Sowohl die Zeit als auch der historische Hintergrund bleiben in der Schwebe. Und dennoch bergen sie historische Wahrheiten eigener Art in sich, die vielfältigen Interpretationen offenstehen. Dazu dienen Sprachanalysen, Motivvergleiche, Rekonstruktion der Wirkungsgeschichte u.a.m. Um das Walthari-Lied z. B. hat sich so ein bunter Interpretationsrahmen gebildet (vgl. die Beiträge in der Literaturzeitschrift WALTHARI).
Mario Bauch, Jurist mit beträchtlichen Kenntnissen aus der Beschäftigung mit den Nordeuropawissenschaften, hat sich den schweren Brocken >germanische Heldensagen< (Untertitel) vorgenommen, um herauszufinden, wie es wirklich gewesen sein könnte. Dazu bemüht er einmal die Geschichtswissenschaft, um die >historischen Hintergründe< aufzubereiten. Zum anderen sammelt und ordnet er den gewaltigen Stoff der einschlägigen historischen Literaturwissenschaft und deren Quellen (z. B. Gregor von Tours). Zum dritten referiert er die Sagenstoffe selber. Mit Recht beklagt er das mangelnde Interesse der Wissenschaften an der Sagenwelt seit deren Mißbrauch durch die Nationalsozialisten. Doch Sagen sind ein Teil des kollektiven kulturellen Gedächtnisses und daher letztlich nicht zu verdrängen. Wie wirr auch die Stränge verlaufen, in Mythen schlagen sich &AUML;ngste und Hoffnungen, kurz: das Drama des Menschen und seine Societas nieder. Ausgangspunkt sind jeweils traumatische historische Ereignisse, so die Stürme der Völkerwanderungszeit, die Hunnen- und Mongoleneinfälle usw. Sieht man von dem nicht einlösbaren Ehrgeiz des Verfassers ab, zeigen zu wollen, wie es >>wirklich<< war (was selbst bei bester Datenlage nicht gelingen kann - wegen des bekannten interpretationsphilosophischen Vorbehalts), unterbreitete der Verfasser eine fulminante, exzellent strukturierte Sagenanalyse. Allein die Inhaltsangaben umfassen 34 Seiten. Das Buch wäre eine unübertroffene Fundgrube, hätte sich Bauch noch der Mühe unterzogen, ein Namens- und Stichwortverzeichnis zu erstellen. Wer z. B. über die Westgoten möglichst viel erfahren will, erfährt im zweiten Großkapitel (>Burgunder und Westgoten<) viel, aber nicht alles, was im Buch darüber steht. Kapitel 1 behandelt die Franken, Kapitel 3 die Ostgoten. Man staunt nur so über die stupende Sammel- und Ordnungsleistung, deren Ergebnis leicht lesbar über sechshundert Seiten präsentiert wird. Bauch geht mit den Quellen kritisch um, stellt manche, bisher als sicher geltende Prämisse infrage (z. B. daß Worms durchgehend die Hauptstadt der Burgunder gewesen sei; höchstwahrscheinlich wäre es auch Mainz gewesen, S. 276) und erklärt auch welche Sagengestalten ineinander verkeilt und nicht mehr genau entwirrbar sind. Bedenkt man, welchen Niederschlag die germanischen Heldensagen in der Kunst (Richard Wagner u.a.) und im kulturellen Topos gefunden haben (bis in geläufige Sprachwendungen hinein: Nibelungentreue u.a.m.), so betreibt der Verfasser nichts weniger als eine mythologische Aufklärung von bestechender Qualität. So erklärt er plausibel, was es mit dem Nibelungenschatz auf sich hat. >>Wie aber kam es nun zu der Sage um den Schatz im Rhein? Einen Anknüpfungspunkt für die Wormser Schatzsage bietet folgende Tatsache: Brunichildis residierte zeitweise in Worms. Ein Aufenthalt von Brunichildis mit ihren Enkeln in Worm kurz vor ihrem Tode ist durch Fredegar belegt. Brunichildis ließ wahrscheinlich sogar in Worms Münzen prägen. So liegt nach Hansen in der Pariser Nationalbibliothek ein Münze, die Anfang des 7. Jh. in Worms geprägt wurde. - Später wurde bei Lochheim Gold aus dem Rhein gewaschen. Das Kloster Lorsch betrieb diese Goldwäscherei. Im Nibelungenlied nun wird der Schatz von Hagen >ze Loche> im Rhein versenkt. Die Entstehung der Nibelungenschatzsage ist jetzt nicht mehr schwer nachzuvollziehen. &UUML;ber Brunichildis gelangt die Hauptstadt des sagenhaften Burgunderreiches nach Worms. Als man später hier Gold findet und aus dem Rhein wäscht, bildet sich die Sage, in der man erklärt, wo das aus dem Rhein gewaschene Gold eigentlich herkommt. Man erfindet die Geschichte, Hagen habe das Gold hier bei Lochheim im Rhein versenkt. Die Sage um den Nibelungenschatz war geboren. Das Kloster Lorsch hat somit aktiv an der Sagenbildung teilgenommen. (S. 259) (Univ.-Prof. Dr. E. Dauenhauer, Zeitschrift WALTHARI, Oktober 2006)


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Wormser Zeitung

Ob Chlodwig bei Siegfried Pate stand? Neue Publikation wertet auf Suche nach Vorbildern für Nibelungen historische Quellen aus Vom 22.01.2007 "Wer waren die Nibelungen wirklich?" Dieser Frage sind schon viele Forscher nachgegangen, seit das Nibelungenlied Ende des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde. So auch Mario Bauch, der seine Erkenntnisse im Nibelungenmuseum vortrug. Von Ulrike Schäfer Doch wenn man sich auch darüber einig war, dass die im Lied verarbeiteten Sagenkreise ihren Ursprung in der Völkerwanderungszeit haben müssen, so hielt man es doch für utopisch, die Nibelungenliedfiguren an historischen Persönlichkeiten festmachen zu können. Auch der Jurist Mario Bauch, der im Herbst 2006 ein Buch auf den Markt gebracht hat und nun im Nibelungenmuseum einen Vortrag darüber hielt, weiß, dass man die herausragenden Gestalten dieser unruhigen Zeiten der Stammes- und Reichsbildung nicht eins zu eins auf die Nibelungen übertragen kann. Die frühe Sagenbildung um diese Personen, die meist schon zu ihren Lebzeiten eingesetzt habe, habe sich in der Folgezeit noch verstärkt und darüber hinaus zu ständigen Verschmelzungen geführt. Indem er in achtjähriger, akribischer Arbeit sämtliche Quellen durcharbeitete und sorgsam miteinander verglich, konnte Bauch erstaunlich deutliche Bilder von Theoderich, Chlodwig, Aetius und wie sie alle hießen gewinnen, aber auch eine Fülle von Motiven zitieren, wie sie im Nibelungenlied vorkommen. Anders als in seiner Publikation, die sämtliche Quellen nebeneinander stellt und sich auch mit dem Dietrich- und Gudrunlied beschäftigt, ging er in seinem Vortrag eher chronologisch vor. Er begann mit dem Burgunder- und Hunnenbezwinger Aetius, in dem er die Vorlage für Hagen von Tronje sieht. Die zweite &UUML;berraschung, die der Greifswalder Rechtsanwalt präsentierte, war die kühne, aber keineswegs abwegige These, dass der Frankenkönig Chlodwig bei Siegfried Pate gestanden haben könnte. Auch an diesem Beispiel zeigte er viele spätere &UUML;berformungen, bei denen auch der Burgunderkönig Sigismund und Brunichildis Ehemann Sigibert eine Rolle gespielt haben könnten. In Chlodwigs Gattin Chrotechildis lässt sich Kriemhild in Ansätzen erkennen - wie in der Merowingerkönigin Brunichildis Brünhild, die freilich auch Züge der Thüringerprinzessin Radegunde trägt: Sie verweigerte sich laut &UUML;berlieferung dem Ehemann im Bett. Fast zweihundert Jahre Geschichte dröselte Mario Bauch auf, durchaus ein Gewinn für alle, die wissen wollen, wer die Nibelungen waren. Oder besser gesagt: In welchem Milieu dieses so bedeutsame Werk sich entwickelte und gedieh.


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Allgemeine Zeitung

Chlodwig Pate für Siegfried?

Vom 23.01.2007

ush. WORMS "Wer waren die Nibelungen wirklich?" Dieser Frage sind schon viele Forscher nachgegangen, seit das Nibelungenlied Ende des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde. So auch Mario Bauch, der seine Erkenntnisse im Nibelungenmuseum vortrug. Doch wenn man sich auch darüber einig war, dass die im Lied verarbeiteten Sagenkreise ihren Ursprung in der Völkerwanderungszeit haben müssen, so hielt man es doch für utopisch, die Nibelungenliedfiguren an historischen Persönlichkeiten festmachen zu können. Auch Jurist Mario Bauch, der im Herbst ein Buch auf den Markt gebracht hat, weiß, dass man die herausragenden Gestalten dieser unruhigen Zeiten der Stammes- und Reichsbildung nicht eins zu eins auf die Nibelungen übertragen kann. Die frühe Sagenbildung um diese Personen, die meist schon zu ihren Lebzeiten eingesetzt habe, habe sich in der Folgezeit noch verstärkt und darüber hinaus zu ständigen Verschmelzungen geführt. Indem er in achtjähriger, akribischer Arbeit sämtliche Quellen durcharbeitete und sorgsam miteinander verglich, konnte Bauch erstaunlich deutliche Bilder von Theoderich, Chlodwig, Aetius und wie sie alle hießen gewinnen, aber auch eine Fülle von Motiven zitieren, wie sie im Nibelungenlied vorkommen. In seinem Vortrag begann er mit dem Burgunder- und Hunnenbezwinger Aetius, in dem er die Vorlage für Hagen von Tronje sieht. Die zweite &UUML;berraschung, die der Greifswalder Rechtsanwalt präsentierte, war die kühne, aber keineswegs abwegige These, dass der Frankenkönig Chlodwig bei Siegfried Pate gestanden haben könnte. Auch an diesem Beispiel zeigte er viele spätere &UUML;berformungen, bei denen auch der Burgunderkönig Sigismund und Brunichildis Ehemann Sigibert eine Rolle gespielt haben könnten. In Chlodwigs Gattin Chrotechildis lässt sich Kriemhild erkennen - wie in der Merowingerkönigin Brunichildis Brünhild. Mario Bauch: "Wer waren die Nibelungen wirklich? Die historischen Hintergründe der germanischen Heldensagen." Das Buch ist erschienen im Rhombos Verlag, ISBN: 3-938807-09-1 (978-3-938807-09-5).


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