Randbemerkungen

Die Nibelungen und der Karneval

Auch der Karneval (teilweise gedeutet als carrus navalis - Schiffswagen), die Narren und die Narrenschiffe, welche ja heute auch vor allem aus dem Kölner Raum nicht wegzudenken sind, könnten auf Festlichkeiten zu Ehren Nehalennias zurückzuführen sein. Die ältesten Darstellungen von Narren (vielleicht verwandt mit dem Nachen - ein kleines Schiff, Einbaum, der oft auch als Schiff in die Unterwelt auftaucht) zeigen nackte, keulenschwingende Figuren und ähneln dabei doch sehr den Necks. Die Narren waren daher ursprünglich Wassergeister, Necks. Selbst der Karnevalsruf Helau oder Alaaf kann als "Hel auf" gedeutet werden (Hel komm zu uns herauf). Karneval dürfte daher ursprünglich ein Frühlingsfest gewesen sein, bei welchem Nehalennia und ihre Helfer, die Narren, nach dem Winter aus den tiefen der Erde kommen und Fruchtbarkeit und lebensspendendes Wasser mit sich bringen. Möglicherweise bedeutet Karneval daher Kar - Nevhal, "Das Fest der Wiederkehr der Nefhel (Nehalennia)". Geht man davon aus, dass der Kult der Nehalennia vor allem bei den rheinfränkischen Stämmen verbreitet war, so dürfte auch das Karnevalsfest sich ungefähr auf diese Gebiete beschränkt haben und beschränkt sich heute vielleicht noch zum großen Teil auf diese. Die rheinfränkischen Stämme umfassten ungefähr die Gebiete entlang der Städte Toul, Metz, Trier, Worms, Mainz, Fulda, Zülpich, Köln und Nimwegen.

Weiteres Ausführungen hierzu in meinem neuen Buch

Die Datierung des Beowulf

Auf Grund des Vergleiches des Beowulf mit den skandinavischen, angelsächsischen Überlieferungen, dem Kudrunepos und der Thidrekssaga kann man feststellen, dass im Beowulf Abweichungen zu Gestalten und Motiven der ursprünglichen Sagen vorhanden sind. Diese Abweichungen können wiederum mit historischen Persönlichkeiten und Ereignissen zu Beginn des 9.Jh. des Königreiches Mercia in Verbindung gebracht werden. Daher können Rückschlüsse auf Ort, Zeit und Grund der Verschriftlichung des Beowulf gezogen werden. So werden große Sagenteile, die im Beowulfepos Beowulf zugeschrieben werden, in anderen Sagen Hrothulf bzw. seinem Gefolgsmann Bödvar Bjarki zugeschrieben. Hrothulfs Schicksal hingegen bricht im Beowulf nach seiner Jugend ab. Einen König Beowulf hingegen kennen die anderen Sagen nicht. Dafür ist jedoch der mercianische König Beornwulf bekannt. Er griff 825 Ostanglia an und kam dabei ums Leben. Eine weitere Sagengestalt heißt bei Snorri Vatt, im Kudrunepos Wate, im Widsith Wada, im Beowulf jedoch Weohstan. Weohstan tötet im Beowulf in einem Zweikampf Eanmund, den Bruder Eadgils. Eadgil, der eine berühmte Sagengestalt ist (Atisl bei Saxo, Adil bei Snorri) besitzt in den anderen Sagen jedoch keinen Bruder. Dafür fiel im Jahre 802 der Ealdormen von Hwicce, Aethelmund, ein Untergebener des mercianischen Königs Cenwulf in Wessex ein. Der westsächsische Ealdormen von Wiltshire, Weohstan, trat Aethelmund entgegen und es kam zur Schlacht von Kempsford, in welcher beide fielen. Eine dritte Sagengestalt heißt bei Saxo Viglet, in der angelsächsischen Chronik Wihtlaeg und in den Annales Ryenses Wichleth, im Beowulf hingegen heißt der Nachfolger Beowulfs Wiglaf. Ein Wiglaf wiederum wurde 827 König von Mercia. 829 wurde Mercia von Egbert, dem König von Wessex, erobert. 830 erlangte jedoch Wiglaf die Krone von Mercia zurück. Der Dichter des Beowulf scheint daher für alle ersichtlich an den alten Sagen Veränderungen vorgenommen zu haben, um bestimmte Zeitbezüge herzustellen. Er wollte wohl vor dem Untergang Mercias warnen. Da die Dänen im Beowulf positiv dargestellt werden, kann daraus geschlussfolgert werden, dass der Beowulf vor dem Einfall der Wikinger 874 geschrieben wurde. Am wahrscheinlichsten ist daher, dass der Beowulf um 830 in Mercia geschrieben wurde.

Die Entstehung der Bayern

Auf Grund meiner Untersuchungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die ostgotische und die rugische Sage durch die Bayern vermittelt wurde. Doch nicht nur dies. Bei der Bildung der Bayern selbst scheint starke ostgotische und rugische Bevölkerungsgruppen mitgewirkt zu haben, um nicht zu sagen, sie waren sogar das entscheidende Element. 536 wurde Bayern durch die Ostgoten friedlich an das Frankenreich abgetreten, da die Ostgoten so erhofften, dass die Franken den Ostgoten in ihrem Krieg gegen die Oströmer unterstützen würden. Das Ostgotenreich befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits am Abgrund. Zum Zeitpunkt der Abtretung dürfte Bayern vor allem mit ostgotischen und rugischen Siedlern neben weiteren Stammessplittern bevölkert gewesen sein. Dass diese Siedler den Grundstock der Bayern bildeten, kann aus mehreren Quellen geschlussfolgert werden. So weisen ausgegrabene Bauwerke in Linz und Regensburg auf das östliche Christentum und damit auf die Ostgoten hin. Das Altbayrische weist neben zahlreichen lateinischen Wörtern auch zahlreiche Wörter auf, die aus dem Griechischen stammen und daher über die Ostgoten vermittelt worden sein mussten. Des Weiteren ist die bayrische Stammessage fast mit der Sage um Theoderich identisch.


Die Identität des Ostgermanischen mit dem Oberdeutschen

Die überwiegende Abstammung des Bayrischen vom Ostgotischen bedeutet gleichzeitig, dass das Ostgermanische zu großen Teilen dem Oberdeutschen (Bayrisch, Alemannisch) entspricht. Das Ostgermanische wäre damit gar nicht ausgestorben, sondern hätte sich zum Oberdeutschen weiterentwickelt. Heute werden die Sprachen der Stämme der Bayern, Alemannen und Langobarden zum Elbgermanischen gezählt. Insofern bestünde hier ein Dissens. Bei genauerer Betrachtung ist dieser jedoch nicht haltbar. Die Einteilung der Germanischen Sprachen, insbesondere der ausgestorbenen, stoßen auf große Schwierigkeiten. Lediglich das Gotische ist uns etwas umfangreicher überliefert, allerdings auch hier aus verschiedenen Jahrhunderten. Bei allen anderen Sprachen, so der Burgunder, Gepiden, Heruler, Langobarden, Wandalen, Rugier usw. besitzen wir nur Namen und Einzelwörter, die eine Einteilung und einen Vergleich im Prinzip unmöglich machen. Wir wissen nicht einmal, welche germanische Sprache oder welches Dialekt die frühen Franken und frühen Thüringer sprachen. Erst im 9. Jh. setzen die weiteren Zeugnisse ein. Der Name Elbgermanen wurde gebildet, da Sueben, die später die Alemannen gebildet haben sollen, und Langobarden einst an der Elbe saßen. Da eine Verwandtschaft des Bayrischen mit dem Alemannischen besteht, wurde auch das Bayrische zum Elbgermanischen gezählt. Zu den Ostgermanen zählt man die Stämme, die wahrscheinlich ihren Ursprung in Skandinavien besitzen. Hier aber sind bereits die Unzulänglichkeiten ersichtlich. Auch die Langobarden sehen ihren Ursprung in Skandinavien und nach Paulus Diaconus Überlieferung ist dies auch wahrscheinlich. Des Weiteren nennt Tacitus das Meer an dem die Suionen (Svear, Suetiden davon Schweden) das Suebische Meer, so dass die Sueben wohl aus einer Abspaltung der Suionen entstanden sind, so wie wohl die Goten von den Gauten. Die Alemannen dürften damit auch ihren Ursprung in Skandinavien haben. Die Einteilung der germanischen Sprachen ist daher zum großen Teil willkürlich und ohne ausreichende Begründung. Das Argument, das Gotische zählt zum Ostgermanischen, das Bayrische zum Elbgermanischen, kann daher nicht greifen. Vielmehr scheinen das Ostgermanische und das Elbgermanischen identisch zu sein. Durch den Einfluss des Oberdeutschen auf das weitere germanische Sprachgebiet wurde wahrscheinlich die zweite germanische Lautverschiebung ausgelöst.


Die wahren Namen von Hengest und Horsa

In den Sagen um die Eroberung Britanniens durch die Angelsachsen tritt uns ein Bruderpaar namens Hengest und Horsa gegenüber. Hengest und Horsa sind jedoch keine wirklichen Namen, sondern sie bedeuten Hengst und Ross. Aus den uns vorliegenden weiteren Überlieferungen kann man jedoch vielleicht die wahren Namen des sagenhaften Bruderpaars ermitteln. Die Angelsachsen benannten oft Orte nach den Königen, die an diesem Ort etwas besonderes vollbrachten. Nach Nennius wurde der Ort, an welchem Hengest und Horsa gegen die Briten kämpften und Horsa fiel, Episford genannt. Nach der ängelsächsischen Chronik aber wurde der Ort Aegelesthrep genannt. Nach Nennius wurde Horsas Sohn weiterhin Ebissa genannt. Ebissa könnte nun gar kein Name sein, sondern Ebis Sohn bedeuten. Ebi wiederum ist eine typische germanische Abkürzung eines Namens, wohl von Egbert oder Ethelbert. Horsa könnte daher Egbert oder Ethelbert geheißen haben. Da nach der angelsächsischen Chronik der Ort nach einem Aegel benannte wurde, könnte Hengest Aegel bzw. Egil geheißen haben. Nach der Finnsburgsage wurde Hengest zum Führer der Dänen ernannt, als Hnaef, Hocs Sohn gefallen war. Hnaef wieder entspricht dem deutschen Nebi. Jener sagenhafte Hnaef könnte nun auf Horsa hinweisen. Vielleicht wurde daher aus Hocsa (Hocs Sohn) Horsa gebildet und aus Aegel Hengest.

Hexe ist nicht germanischen Ursprungs

Wie auch im Fall der Deutung des Bayernnamens ist es oft verwunderlich, zu welchen Ergebnissen die Sprachwissenschaften gelangen, wenn sie historische Fakten und Ergebnisse anderer Wissenschaften außer Acht lassen. So wird auch angenommen, der Begriff Hexe stamme aus dem Germanischen und würde sich als Zaunreiterin oder Heckensitzerin deuten lassen. Hieraus folgerte man nun, dass die Hexe in der germanischen Mythologie ein Wesen bezeichnete, welches auf Zäunen reitet oder in Hecken lauert. Die germanische Mythologie aber kennt ein solches Wesen nicht. Vielmehr dürfte Hexe eine Ableitung von Hekate, der griechischen Göttin der Geburt und der Zauberei sein. Vielleicht gelangte der Name ebenfalls aus dem Griechischen über das Ostgotische, Bayerische ins Deutsche.